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145. Montagsgespräch im Musiklabor München

Wolfgang Saus

Obertongesang - Praxis einer geheimnisvollen Stimmkunst

Im zweiten Vortrag der dreiteiligen Reihe über das Phänomen Obertongesang wird der Aachener Wolfgang Saus in die Praxis dieser Gesangskunst einführen. Obertonsingen kann jeder lernen, der sprechen kann. Also stellen Sie sich auf (freiwilliges) Mitsingen ein. Mit Fotos aus dem Inneren seiner Kehle erläutert er die physiogischen Hintergründe, ein von ihm mitentwickeltes Computerprogramm als Lern- und Kompositionshilfe macht die Obertöne in Echtzeit sichtbar. Ausserdem wird er uns vorführen, wie man solistisch ein Weihnachtslied in Bass und Sopran gleichzeitig singt.

Kaum jemand weiss etwas über diese Kunst, zwei Töne gleichzeitig mit einer Kehle zu singen. Wer in den 1960er Jahre die Einton-Experimente von Young und Stockhausen verfolgte, bekam einen Einblick in das Phänomen, dass sich im Klang der Stimme eine ganze Melodienwelt verbirgt. Seit dem hat sich in der E-Musik kaum etwas getan. Während Naturtöne und Flageoletts in der Instrumentalmusik schon seit Jahrhunderten zu Hause sind, fielen die Obertöne der Stimme nach ihrer späten Entdeckung in Europa vor 40 Jahren vermutlich der großen Resonanz in New-Age-Kreisen zum Opfer, riskierte man doch seinen Ruf als erstzunehmender Musiker, wenn man sich zu weit in die Esoecke vorwagte. Mag sein, dass es auch zu wenige SängerInnen gibt, die diese Technik beherrschen (weil man sie auch nicht im Musikstudium lernen kann). Als Mitte 1980 mongolischen und tuvinischen Khöömej-Sänger Europa für ihre schon zirkusartistisch anmutende Gesangskunst der zentralasiatischen Nomaden begeisterte, begann man zaghaft, diese Kunst zumindest als Weltmusikelement in die westliche Musik einzubeziehen. Vor allem die Filmindustrie nutzt in jüngster Zeit die psychoakustische Wirkung dieser seltsam berührenden Klänge.

Der Aachener Wolfgang Saus (Jg. 1961) ist Sänger, Komponist, Buchautor und diplomierter Naturwissenschaftler. Er ist Innovationspreisträger der Klüh-Stiftung (1992) und des NiBB (2001). Seit 1983 singt er Obertöne, erforscht ihre wissenschaftlichen und didaktischen Hintergründe und entwickelte seinen einzigartigen polyphonen Singstil.

Montag, 15. Dezember 2003 - 20:00 Uhr

Eintritt frei

Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz

Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de  

 
Letzte Änderung: 10.01.2007
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